doebel-koederfisch_teaser.jpgEs ist bekannt, dass Döbel im Sommer auch vor Jungfischen nicht Halt machen. Dass es eine äußerst spannende Sache ist, diesen Raub-Döbeln mit Köderfischen nachzustellen, verrät uns Peter Schmidt.




Eigentlich fing die Idee  - den Döbeln mit toten Köderfischen nachzustellen - vor vielen Jahren an. Im Flachwasserbereich meines Heimatflusses war ich auf Zander aus, als ich plötzlich Rotaugen und Ukeleis panisch aus dem Wasser springen sah. Sofort montierte ich einen Fischfetzen und pfefferte ihn in das Getümmel der jagenden Raubfische, ohne zu wissen, was ich hier eigentlich an den Haken bekommen würde. Kaum war mein Fischfetzen im Flachwasser gelandet, da zog auch schon meine Pose ab. Nach kurzen Drill zeigte sich allerdings kein Zander an der Oberfläche, sondern zu meinem Erstaunen ein Döbel!
Ich verfolgte die Idee, Döbel mit Köderfischen zu fangen, aber nicht weiter, da ich – wie einige von Euch vielleicht wissen – am häufigsten mit Kirschen auf Döbel angele, weil diese im Sommer und Herbst am einfachsten zu besorgen sind.

Doch der Zufall wollte es, dass ich es nach einigen Jahren wieder probierte. Als ich eines Abends im Flussbett wanderte, das durch das wenige Wasser der letzten Tage halb trocken gelegt wurde, bemerkte ich zwischen den Steinen einige kleine Rotaugen, die es anscheinend  versäumt hatten, rechtzeitig wieder in den Fluss zu gelangen. Schnell war die Entscheidung getroffen, Kirschen und Käsewürfel einmal gegen einen toten Köderfisch einzutauschen. Ich schnippte meine Montage - eine Pilotkugel etwa 1m vor dem Köfi - über die starke Flussströmung in einen Gumpen unterhalb eines Baumes. Als ich bemerkte wie der Köderfisch langsam abtaumelte, schoss plötzlich ein schwarzer Schatten aus dem Nichts hervor und zog meine Pilotkugel unter Wasser. Das Ganze ging so schnell, dass ich überhaupt nicht mehr zum Anhieb kam, doch der Fisch hatte sich gehakt und kämpfte am anderen Ende. Nach spannendem Drill konnte ich einen super Döbel um die 55 cm landen.


Verkrautetes Flachwasser – Tummelplatz für Brutfische und Döbel
Am nächsten Abend war ich an einer meiner besten Stellen unterhalb des Wehres. In diesem Sommer standen meine Döbel allerdings nicht an den gewohnten Stellen direkt unter dem Wehr, da Baggerarbeiten am Wehr meine interessanten Gumpen begradigt hatten, wie ich nach einer Stunde erfolglosem Angeln bemerkte. Daher versuchte ich mein Glück im dichten Bewuchs des Laichkrauts etwas weiter unterhalb, denn vielleicht standen die Döbel dort, im Dschungel der Wasserpflanzen. Hier mit Kirschen oder Käsewürfeln zu angeln war schlicht unmöglich, da beides sehr schnell unterging und sich in den Wasserpflanzen verhedderte. Ich musste mir daher etwas anderes überlegen um die Döbel zu überlisten, denn die freien Stellen zwischen und über den Krautfahnen sahen doch zu verführerisch aus.
Als ich ins Wasser blickte bemerkte ich plötzlich eine Unmenge von Brutfischen, etwa daumenlang. „Das wäre vielleicht auch nicht schlecht als passender Köder in diesem ultraflachen Bereich“ dachte ich und watete an Land, um meinen engmaschigen Kescher zu holen und um hiermit einige Köderfische zwischen den Krautfahnen zu fangen. Bereits nach einigen Versuchen hatte ich meine Köfis im Netz.


Unauffällig zwischen den Wasserpflanzen präsentieren
Da ich ultraflach meine Fischchen anbiete, entschied ich mich, wie zuvor an der anderen Stelle, den Köfi möglichst unauffällig zu präsentieren, also ihn so anzubieten, dass er natürlich treibt, sich nicht verheddert und auch nicht zu schnell zum Gewässerboden sinkt.
Die Idee war also, den Fischhappen ohne jegliche Bebleiung und ohne Wirbel anzubieten. Das Werfen ohne Gewicht war allerdings nicht so schwierig wie ich dachte: Ich zog 4-5 Meter Schnur von der Nottinghamrolle und schnippte meine Montage samt Fisch in die Zwischenbereiche der Wasserpflanzen…


Das gleiche gilt natürlich auch für das Waten: Nur nicht auffallen…

Den dicht bewachsenen Bereich unterhalb des Wehres befischte ich mit der Wathose. Dadurch hatte ich natürlich bessere Möglichkeiten die Topstellen zu erreichen und musste meine Montage nicht weit werfen.
Wichtig ist mir einen festen Platz im Flachwasser zu finden und von dort die Hotspots abzusuchen. Im Fließwasser sind Döbel zwar nicht so scheu, jede Erschütterung durch das Waten kann allerdings eine Erschütterung zu viel sein! Daher wate ich meine besten Stellen - ähnlich wie beim Fliegenfischen - gerne gegen die Strömung an und bleibe dann 5 - 10 Minuten auf einer Stelle stehen oder suche mir zunächst geeignete Stellen am Ufer.


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Peter kurz vor der Landung eines guten Raub-Döbels.
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Peter präsentiert seinen Fang: Mit Köderfisch und klassischem Gerät überlistet.


Den „Piloten“ richtig dirigieren
Aber zurück zum Angelabend. Neben der ultraleichten Montage war nur ein gelber „Pilot“ notwendig um mir einen Döbelbiss zu signalisieren, und der war schnell montiert.
Die Spannung stieg! Ich schnippte den  Fisch samt Montage Richtung Laichkraut, wo eine tiefe Rinne zwei größere Bereiche von Wasserpflanzen voneinander trennte. Meine gute alte gespließte Rute richtete ich steil nach oben, um meinen Pilotbissanzeiger entweder in der schmalen Rinnen treiben zu lassen oder ihn in den 10 oder 20 cm hohen Bereich zwischen Wasseroberfläche und Krautbank zu dirigieren.

Und dies ist der entscheidende Vorteil der treibenden Fischchen gegenüber anderen Ködern: Ich kann schwierigste Stellen deshalb erfolgreich beangeln, da ich kaum Hänger provoziere. Ich ziehe meinen Köder nämlich nicht ständig in die Krautfahnen, wodurch die Döbel schnell misstrauisch oder gar vergrämt werden könnten. Meine Fischlein treiben unauffällig an der Wasseroberfläche und zwischen den Wasserpflanzen. Ein weiterer Vorteil ist sicherlich, dass ich die Geschwindigkeit, mit der mein Köderfisch treibt, sehr gut variieren kann, indem ich die Rutenspitze hebe oder senke. So kann ich dem Fischkörper Auftrieb verschaffen oder ihn abtaumeln lassen.

Und das das Spiel funktionierte richtig gut!
Bereits nach dem dritten Wurf bekam ich einen heftigen Biss und meine knallgelbe Pilotkugel wurde rasant nach links gezogen. Sofort zog ich die Rutenspitze an und bemerkte einen guten Widerstand. Döbel! Kein Riese aber ein super Fisch kämpfte am anderen Ende der Leine. Eigentlich mache ich mit einem Döbel von dieser Größe im Drill kurzen Prozess, aber diesmal war es etwas anders. Was so einfach erscheint wurde im Pflanzendschungel zum heftigen Drill, denn der schlaue Döbel suchte sein Heil immer wieder darin unter die Krautbänke zu gelangen. Ich musste ihn dort jedes mal sehr vorsichtig herausdrillen um ihn nicht zu verlieren, und als ich ihn keschern wollte, da war er auch schon wieder unter der nächsten Krautfahne verschwunden…
Doch nach etwa 5 Minuten gab er schließlich auf, ich konnte ihn landen und ihn auf den Krautfahnen fotografieren.

So ging es Schlag auf Schlag weiter. Fünf oder sechs Döbel bissen in kurzen Abständen. Gegen Abend suchte ich mir erneut eine schnellfließende Stelle unter einem Busch. Ich warf meine Montage in die Strömung, ließt den Fisch auftreiben und wieder abtaumeln, aber anscheinend war dort kein Döbel.

Nach einigen Würfen watete ich stromauf, wo große Steine das schnelle Flusswasser brachen und sich „Taschen“, also beruhigte Bereiche hinter den Steinen bildeten. Ich kenne solche Bereiche vom Forellenangeln in den Alpen als sehr ergiebige Plätze nur zu gut und war gespannt, was hier in der Dämmerung passieren würde. Wieder schnalzte ich den Köderfisch hinter einen großen Stein und sofort zog die Pilotkugel unter Wasser. Ich quittierte das direkt mit einem Anhieb und zwei Minuten später hob ich einen goldgelben Döbel in die Silhouette der untergehenden Sonne. Momente des Glücks im Leben eines Döbelanglers!


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Selbst mit vielen Jahrzehnten auf dem Buckel machte die Vintage-Kombo noch eine gute Figur.


Nur frisch fängt
Am nächsten Abend machte ich mich auf, um mit Sardellen mein Glück zu versuchen, denn Döbel sind ja bekanntlich Feinschmecker… Aber da hatte ich meine Rechnung ohne den Wirt bzw. ohne die Döbel gemacht. Keinen einzigen Biss bekam ich auf meine leckeren Sardellen frisch vom Nobelitaliener. Was die Döbel an den Sardellen gestört hat, kann ich nicht sagen. Vielleicht der salzige Geschmack? Aber an diesem Experiment merkte ich doch, dass die Döbel nicht nach allem schnappen was im Wasser schwimmt und nach Fisch aussieht, sondern sehr genau testen was in ihr Beuteschema passt und was nicht! Für uns bedeutet das immer das aktuelle Beuteschema im Auge zu behalten und besser bei der natürlichen Beute zu bleiben!
Mein Favorit zum Döbelfischen ist meine knapp 4 m Hardy-Bambusrute aus den 1950er Jahren mit gespließter Spitze. Der Vorteil liegt eindeutig in der parabolischen Aktion solcher Ruten. Ich verwende nämlich sehr gerne ziemlich dünne 20er bis 22er Schnüre beim Döbelangeln. Durch die parabolische Aktion wippt die Rute beim Anschlag gleich mit und verhindert so einen Schnurbruch. Besonders in den stark verkrauteten Flachwasserzonen habe ich meine Oldtimerrute richtig schätzen gelernt. Die Bisse kommen dort oft direkt vor meiner Wathose und so bekomme ich keinen Schnurbruch, wenn ich etwas kräftiger anschlage.
Die alte Nottinghamrolle hat sicher auch schon zwischen 80 und 100 Jahren auf dem Buckel aber funktioniert noch tadellos. Beim Drill bremse ich mit dem Daumen die Spule. Wichtig ist natürlich zu erwähnen, dass ich mein Gerät kontrolliere und entsprechend Pflege. Da ich auch nebenbei altes Angelgerät sammle, bin ich natürlich gut über Preise und Bezugsquellen informiert. Diese Kombination hatte ich für etwas mehr als 150 Euro ersteigert. Schaut bei Interesse mal bei eBay nach. Besonders in England kann man mit etwas Glück eine solche Rute preiswert erstehen. Eine weitere Möglichkeit sind die Frühjahr- und Herbstauktionen von Udo Hildebrandt in Bad Karlshafen, bei denen ich bereits manches schöne Stück ersteigern konnte.

Ich nehme allerdings diese alten Kombinationen aus Rute und Rolle nur zum  Döbelangeln. Z.B. für Barben oder Hechte wäre es mir doch zu riskant, da ich dort im Drill mehr Druck ausüben muss! Das ist nicht nur riskant für mein Gerät, sondern besonders für den Fisch!

Peter Schmidt