Wer an Brassenangeln denkt, der denkt vielleicht zuerst an den Mai und feines Fischen mit der Match- oder Schwingspitzrute. Der Mai ist sicher DER Monat für Brassen aller Größen, aber das Angeln auf richtig große Exemplare ist nicht mit der Stippfischerei auf die kleinen Schwarmfische zu vergleichen. Große Brassen sind rar, meist Einzelgänger oder allenfalls in kleinsten Trupps unterwegs, weshalb auch nur wenige Bisse zu erwarten sind. Große Brassen sind für mich solche über 10 Pfund, Kapitale über 14 Pfund.


Das Wichtigste beim Großbrassenfischen ist, wie bei allen anderen Fischarten auch, die richtige Gewässerwahl. Man kann es nicht oft genug erwähnen, aber nur da, wo Kapitale schwimmen, kann man sie auch fangen! Auf Seen scheint dies besonders zuzutreffen. Zwar sind Brassen auch klassische Flußfische, aber die richtigen Brummer findet man in nahrungsreichen Seen. Ich kenne zwei Typen von Seen, die besonders große Fische beherbergen. Einmal große, klare, durchaus tiefe und krautreiche Baggerseen (z.B. Auesee/Wesel, Üttelsheimer See/Duisburg) und dann diese recht flachen Seen (ich nenne sie Klärteiche), die entweder durch das Düngen angrenzender Felder oder eingeleiteter Abwässer stark belastet sind (Ismaninger Speichersee, Hopfensee/Bayern). Natürlich kann man auch Karpfenangler nach großen Brassen fragen. In der Regel sind diese, wenn es nicht um "Karpfenfragen" geht, durchaus gesprächsbereit. Und da Brassen von ihnen als lästige Beifänge betrachtet werden, hilft es vielleicht zu erwähnen, dass Mutti mal wieder Fischfrikadellen machen möchte...

Da ich auch auf Karpfen fische, stellte ich schnell fest, dass Brassen ganz wild auf Fischpellets sind. Und so benutze ich diese gezielt, um die Schleimer anzulocken. Bewährt haben sich bei mir die 6mm Aqualife 17 Pellets von Biomar. Sie sind sehr ölhaltig und absolute Stinker. Der 25kg Sack kostet etwa 30€.
Als Köder setze ich ausschließlich auf 15 oder 16mm Boilies. Nash Squid Scopex Murmeln sind sehr fängig, haben aber den Nachteil, dass die grelle Farbe schnell Wasservögel anlockt. Im letzten Jahr bin ich daher auf die Proto Boilies von TT-Baits umgestiegen. Die Fängigkeit ist enorm und die Farbe dezent dunkel (Fischmehlbasis). Leider hat Tom, der Besitzer von TT-Baits, vor kurzem neue Boiliemaschinen bekommen und zur Zeit noch keine 16er Walzen. Ich hoffe, dass diese bald da sind, denn meine Boilievorräte gehen langsam zu Ende.

Als ich das erste Mal gezielt auf Großbrassen fischte, wählte ich leichte Ruten und dünne Monoschnüre zum Boilieangeln. Nebenher fischte ich noch mit der Schwingspitzrute und klassischen Ködern, wie Wurm und Mais. Diese versagten jedoch völlig und da kapitale Brassen auch nicht besonders zahlreich sind, sind die Bisse rar. Kein Mensch kann aber tagelang konzentriert auf eine Schwingspitze oder Pose schauen. So blieb nur die Boiliefischerei mit elektronischen Bissanzeigern.
Bald hatte ich die ersten Bisse auf meine Boilies, aber es waren Karpfen, die sich an den Ködern vergriffen hatten. Schnell gab es Probleme, da ich die starken Fische mit dem feinen Gerät nicht kontrollieren konnte. Und nachdem sich zwei Karpfen in Hindernissen festschwimmen konnten, war mir klar, dass schwereres Gerät her musste. Heute fische ich mit meinen Century SP 2,75lb Ruten, Daiwa SS 3000 und geflochtener 20er Hauptschnur auf Brassen! Das mag für den ein oder anderen Specimen Hunter brutal klingen, aber da Brassen auch an feinem Gerät keinerlei Gegenwehr leisten, spielt es für mich keine Rolle. Dafür kann ich aber auch jeden Karpfen sicher landen. Wichtig finde ich geflochtene Schnüre, da ich oft auf große Entfernungen fische. Durch die nicht vorhandene Dehnung wird jeder Brassenbiss einwandfrei angezeigt. Brassen legen keine Vollruns hin, meist tänzelt der Bobbin nur etwas auf und ab, auch wenn der Fisch sich längst selbst gehakt hat.


Zu Beginn einer Session verteile ich alle Ruten an unterschiedlichen Stellen. Inseln, Landzungen, Sandbänke, Krautkanten, aber auch Zuckmückenlarvenfelder sind bevorzugte Plätze (gilt leider wieder auch für Karpfen). Tut sich nach zwei Tagen an einer Stelle nichts (oder nur Kapfen), wird ein neuer Platz probiert.
In der Regel verwende ich zum Ausbringen der Montagen mein Vopi Futterboot, mit dem ich gleichzeitig auch meine kleinen Pellets und ein paar Boilies gezielt anfüttern kann. Drei, vier Hände voll Futter genügen, da wir ja keinen Fischschwarm bei Laune halten müssen.

Bei den Montagen benutze ich bewährte Sachen aus der Karpfenangelei, nur etwas feiner. An das 15-20cm sinkende geflochtene Vorfach mit etwa 12lb Tragkraft binde ich per Noknot einen 8er Fox Serie 3 Haken. Dieser hält auch einem 30 Pfund Karpfen an geflochtener Schnur stand. Das 3-4oz Blei wird per Safety Clip befestigt.
Jetzt kann er kommen, der Mai und mit ihm hoffentlich auch die großen und kapitalen Brassen!
Text und Bilder: Oliver Langwald