teaser.jpgIm zweiten Teil von „Abenteuer Centrepin“ gibt Markus Tipps zur Rutenwahl und nimmt uns mit ans Wasser, wo die Karpfen schon warten!






Teil 2: Fischen mit der Centerpin an stehenden Gewässern

Am Wasser

Als ich den Entschluss fasste es mit der Centrepin zu probieren, hatte ich noch keine Jahreskarte für unsere wunderschöne Münchner Isar. Andere für mich interessante Fließgewässer waren mir zum damaligen Zeitpunkt nicht zugänglich, sodass ich die vereinseigenen Waldweiher, ausgestattet mit reichlich Besatzfischen, als ersten Anlaufpunkt für die ersten Pinerfahrungen auswählte. Die Weiher erschienen mir mit einer durchschnittlichen Tiefe von 0,80 bis 1,50 Metern, mit den malerischen Seerosenfeldern und den wackligen Angelstegen als optimales Übungsterrain für einen angehenden Pinspezialisten.

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Ein schöner Waldsee ist der ideale Ort um erste Erfahrungen mit der Pin zu sammeln.


Generelle Geräte-Tipps
Als Rute empfiehlt sich jede normale Posenrute zwischen 11 und 15 Fuß, wobei das Handling mit Sicherheit bei Ruten zwischen 12 und 13 Fuß im Allroundbereich am besten ist. Mit einer 12 Fuß Rute kann man sowohl Feststellposen wie auch Wagglerlaufmontagen in den meisten, nicht allzu tiefen Gewässern gut fischen. Kürzere Ruten eignen sich bei stehenden Gewässern zum Stalken oder wenn sehr starker Bewuchs und erheblich eingeschränkte Wurfmöglichkeiten die Angelsituation erschweren. Bei Ruten zwischen 14 und 15 Fuß ist die Beweglichkeit natürlich eingeschränkt, da die eigentlich leicht und flüssig von der Hand gehenden Wurfbewegungen beim Fischen mit der Pin durch die zusätzliche Rutenlänge etwas erschwert werden. Das erhöhte Rutengewicht macht sich beim längeren Fischen auch bemerkbar, sodass ich den gesamten Ablauf mit einer langen Posenrute als etwas unhandlich und unpraktisch empfinde. Ein großer Vorteil mit langen Ruten besteht natürlich beim Fischen mit der traditionell festgestellten Pose: größere Tiefen können problemlos eingestellt werden und auch die meisten Entfernungen können durch simple Pendelwürfe mit dem Nottinghamcast gut erreicht werden. Dies kann sehr angenehm sein und viel Spaß machen. Nichtsdestotrotz bieten die Standardlängen von 12-13 Fuß im Allroundbereich mit Sicherheit die meisten Vorteile. Die Testkurve sollte, angepasst auf den zu erwartenden Fisch und die Gewässerbedingungen, etwa zwischen 1,00 und 1,75 lb betragen und eine progressive oder durchgehende Aktion aufweisen.
Ich selbst fische inzwischen mit verschiedenen Modellen, angefangen von einer schlanken und spritzigen Harrisson Gti in 13 Fuß für kleinere bis mittlere Fische, über verschiedene Bruce & Walker Hexagraphs in 12 und 13 Fuß im Allroundbereich, bis hin zu einer mittelschweren Bruce & Walker 15 Fuß Kohlefaserrute. Ich rechtfertige meine kleine Sammlung einfach damit, dass ich ja alle fischereilich relevanten Einsatzbereiche abdecken muss. Es bleibt jedem selbst überlassen, wie er sein Hobby ausüben möchte. Weniger tut's sicherlich auch.
Ich selbst mag Ruten mit Standardberingung lieber, anstatt der oft üblichen benutzten Matchberingung, da ich Hauptschnüre selten unter 0,25 fische und oft auf Gleitmontagen mit Stopper zurückgreife. Meist komme ich mit Vorfächern zwischen 0,16 und 0,23 gut zurecht. Meiner Ansicht nach sind diese Vorfachstärken für Cypriniden dünn genug und gleichzeitig für die meisten härtere Drills inklusive Seerosenfelddurchkreuzung auch stark genug. Bei den Haken greife ich auf die traditionellen Drennan Specimen und Sweetcorn Modelle zurück - mittelkräftige Öhrhaken, nicht geschränkt und mit gerader Spitze. Hier benutze ich die Größen 6 bis 14, abhängig vom Köder und vom Beißverhalten der Fischlein. Als Hakenköder benutze ich gerne das klassische Programm, angefangen mit Tau- und Rotwurm, über Maden, Caster, Mais und dieses Jahr das erste Mal auch Softpellets. Viele dieser Köder fische ich als Coktail, sehr gerne z.B. Dosenmais mit ein oder zwei Maden, das funktioniert ganzjährig für alle fast alle Friedfische. Auch das Anfüttern geschieht bei mir meist als Mix aus mehreren der genannten Futterzutaten.

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Mais, Hanf und Softpellets für die Fische und eine extravagante Schleuder für den Angler.


Was die Wahl der Pose betrifft, so glaube ich, dass auch hier jeder so seine Lieblingsmodelle hat, ohne wahrscheinlich gravierende Vorteile zu anderen Modellen belegen zu können. Bei den Feststellposen greife ich, bei ruhigen Wetterverhältnissen, am allerliebsten auf größere Stachelschweinposen zurück - schlichtweg, weil diese wunderschönen, schlanken Schwimmer mit ihren roten Signalspitzen mich an meine Kindheit erinnern... Bei den Laufposen greife ich auf verschiedene, an Wind- und Wasserverhältnisse angepasste, meist unbeschwerte Wagglermodelle zurück.

Centrepin Karpfen
Inzwischen ist es fast Mitte April, kurz vor Ostern und nach einem langen Winter kommen nun endlich die ersten lang ersehnten stabilen Schönwetterperioden ins Land. Das Thermometer zeigt bereits die letzten Tage 20 Grad und ich kann es nicht erwarten ans Wasser zu kommen. An unserem Waldweiher im Voralpenland angekommen, zieht es mich sofort an die bekannte Stelle, wo in absehbarer Zeit die blühenden Seerosenfelder endgültig den Sommer anzeigen werden. Nun werde ich hier versuchen, den ersten Frühjahrskarpfen zu überlisten.
Am Holzsteg angekommen kann ich bereits auf kurze Entfernung die ersten Fische unter der Oberfläche ziehen sehen, die warmen Sonnenstrahlen bringen Bewegung ins Wasser. Bevor ich die Ruten zurechtmache, schieße ich ein wenig gekochten Hanf, Mais und ein paar 6mm Pellets in die Nähe des abgestorbenen Seerosenfelds. Die Wassertiefe beträgt an dieser Stelle gerade mal einen Meter und sicherlich werden dort auch dieses Jahr die ersten Frühjahrsfische auf Futtersuche gehen. Als Gerät benutze ich eine 13ft Bruce & Walker Hexagraph und besagte JW Youngs J. Wilson Heritage Pin. Die Rolle ist inzwischen mit 50 Metern einer 20er Shimano Monifilschnur bestückt. Eine große Stachelschweinpose mit 3 BB Zwickbleien austariert und ein 18er Vorfach mit einem 6er Drennan Haken komplettieren die schlichte und effektive Posenmontage. Als Köder verwende ich einen Rotwurm der mit einem Maiskorn am Haken gesichert wird. Ich positioniere den Köder auf Grund und die Pose wartet nun in 10 Meter Entfernung auf ihren Einsatz. Die Knarre bei meiner Pin ist eingeschaltet und die Rute liegt zusammen mit dem Kescher auf dem Fischersteg.

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Idyll mit Centrepin: Ideales Wetter und idealer Ort zum Pin-Auftakt.


Nachdem nun wieder Ruhe eingekehrt ist sehe ich auch wieder die ersten Fische ziehen und nach etwa etwa 30 Minuten hüpft die Pose plötzlich kurz auf und ab und verschwindet dann gänzlich mit einem kräftigen Ruck. Ich nehme rasch die Rute in die Hand, kurbele ein, zwei Umdrehungen an der Centerpin, die Schnur strafft sich durch den abziehenden Fisch zunehmend und ich bekomme durch den Anhieb endlich den ersehnten Kontakt zum Fisch.
Auf der Höhe der Pin halte ich die Rute fest in der Hand, den Daumen auf den Spulenrand gelegt, die erste Flucht des Fisches erwartend. Mit Druck und Geschwindigkeit legt der Fisch los, die Rolle setzt sich rasant in Bewegung und ich muss mit dem Daumen sofort den Druck auf den Spulerand erhöhen um die Bremswirkung zu steigern. Wow, was ist das denn!? Noch nie spürte ich einen Fisch in so direktem Kontakt! Die Rute biegt sich nahezu zum Halbkreis und die Pin kreischt dem Fisch förmlich hinterher. Nachdem die erste Flucht abgefedert ist, ändert der Fisch plötzlich die Richtung und schwimmt auf mich zu. Ich kurble wie ein Verrückter um den Kontakt aufrechtzuerhalten und sehe kurz darauf einen wunderbaren Schuppenkarpfen an der Oberfläche. Der Drill geht in Ufernähe noch ein wenig hin und her. Mit der Pin zu drillen ist purer Spaß und jagt mir das Adrenalin durch die Adern! Eine andere Beschreibung gibt es hierzu nicht. Einfach selbst ausprobieren!

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Angeln mit der Pin steigert jedes Fangerlebnis und macht auch halbstarke Karpfen zu einem Highlight.


Der halbstarke 6-Pfünder hat genug und lässt sich für ein Foto zu einem kurzen Landgang überreden. Ich atme lange und tief durch. Ich bin wieder auf dem richtigen Weg...


Von Markus