Alle Angler, die auf der Suche nach neuen Herausforderungen sind, sollten der Centre Pin eine Chance geben. Auch wenn die Pin nicht bei allen Angelarten Sinn macht, so hat sie doch definitiv ihre Berechtigung dort, wo Wurfweiten über 20 Meter nicht nötig sind (z.B. an kleinen Gewässern oder beim Schleppfischen). Es gibt sogar Angeltechniken, wo die Centre Pin die erste Wahl sein sollte, wie z.B. beim verzögerten Posenfischen.
Gerade in Großbritannien sind die Liebhaber der Centre Pin noch zahlreich vertreten. Neben einem großen Gebrauchtmarkt für klassische Modelle und einigen Massenprodukten gibt es auch eine Handvoll kleiner Betriebe, in denen noch wahre Juwelen in Handarbeit hergestellt werden. Der wohl bekannteste dieser "Meister" ist Chris Lythe aus Scotton in North Yorkshire. Die Nachfrage nach seine Rollen ist so groß, dass man jahrelang auf eines seiner Meisterwerke warten muss! Doch lassen wir ihn selbst erzählen…
CC: Chris, Du bist als bester Centre Pin Hersteller Großbritanniens bekannt. Erzähle uns doch bitte wo Du Dein Handwerk gelernt hast.
Chris: Meine Fähigkeiten habe ich mir in den 60er Jahren angeeignet, und zwar durch eine 5-jährige Ausbildung zum Maschinenbauschlosser. Anschließend habe ich mich zum Werkzeugmacher fortgebildet und 28 Jahre lang medizinische Prothesen, wie z.B. künstliche Hüft- und Kniegelenke, hergestellt. Seit 16 Jahren baue ich nun Angelrollen. Angefangen hat das zunächst als Hobby und ist mittlerweile zu einem Vollzeitjob geworden. Aber wenn es mal gerade nicht regnet, dann gehe ich fischen.


CC: Du hast 10 verschiedene Centre Pin Modelle in Deinem Sortiment. Darunter befinden sich sowohl Nachbauten von klassischen Modellen als auch eigene Entwicklungen. Sag uns doch bitte, woher Du die Ideen und Inspirationen für diese eigenen Entwicklungen hergenommen hast?
Chris: Bei den klassischen Modellen handelt es sich um exakte Kopien. Doch meine eigenen Entwicklungen sind das Ergebnis meiner Liebe zur Äsche, der ich beim "Longe Range Trotting" nachstelle. Meine "Scotton Long Trotter" habe ich z.B. extra dafür entwickelt, da ich eine Rolle benötigte, mit der man die Schnur schnell einholen kann. Klassische Modelle die das so gut können, gibt es nämlich nicht.

CC: Deine Centre Pins sind von beindruckender Qualität! Warum hast Du Dich dazu entschieden solche wahren Schmuckstücke herzustellen? Du hättest ja auch eine Großserienproduktion starten können.
Chris: Ich mag es einfach, Rollen auf die traditionelle Weise herzustellen. Viel zu viele Dinge sind heutzutage schon Massenware!
CC: Wie lange brauchst Du eigentlich um eine einzige Rolle herzustellen?
Chris: Dazu brauche ich etwa 30 Stunden.
CC: Wahnsinn! Nun kann ich auch folgendes Gerücht verstehen. Mir wurde nämlich gesagt, dass es etwa zwei Jahre dauert bis man seine Rolle erhält, würde man sie heute bei Dir bestellen. Ist das wahr?
Chris: Ganz knapp: Ja!
CC: Warum ist das Angeln mit der Centre Pin - als eine eher traditionelle Weise des Fischfangs - heute immer noch so populär?
Chris: Die Antwort ist leicht: Es gibt einfach keinen besseren Weg seinen Köder zu präsentieren! Außerdem ist der Fang mit der Pin eine wahre Freude, weil Du auf diese Weise äußerst viel Kontakt zum Fisch hast, anstatt ihn durch einen Haufen Zahnräder zu drillen.

CC: In Welche Länder hast Du Deine "Schönheiten" eigentlich schon geliefert?
Chris: Das sind einige: England, Irland, Amerika, Australien, Holland, Deutschland, Belgien und Kanada.
CC: Mal ehrlich: Gibt es Situationen, wo Du eine Stationärrolle vorziehst, selbst wenn es möglich wäre eine Pin zu benutzen?
Chris: Ja, die gibt es. Aber nicht sehr oft...
CC: Wurde jemals eine so hervorragende Centre Pin gebaut, von der selbst Du einfach nur beeindruckt bist?
Chris: Da fallen mir spontan die Ari t' Hart Fliegenrollen ein, die Richard Carter Centre Pins und alle frühen (Vorkrieg) Hardy Rollen.

CC: Weil Deine Rollen so perfekt gebaut sind und weil sie so ein perfektes, sauberes Finish haben, könnten neue Besitzer Angst haben, sie als das zu benutzen, was sie letztlich sind: ein Stück robustes Angelgerät. Wie kannst Du diesen Leuten helfen, ihre Angst vor Kratzern und Schrammen zu überwinden?
Chris: Wenn mich Kunden anrufen, nachdem sie ihre neue Rolle bekommen haben, sagen sie immer: "Die ist so schön, dass ich sie nie benutzen werde!" Das macht mich dann immer ein wenig traurig, da meine Pins extrem robust und zusätzlich eloxiert sind. Die können schon einige Stöße vertragen! Es ist manchmal nicht einfach meine Kunden davon zu überzeugen...
CC: Ich denke, Du weißt, dass Deine Centre Pins jetzt schon Sammlerobjekte sind. Ich habe sogar einige Leute sagen hören, dass Du der "Stradivari der Centre Pins" sein sollst. Macht Dich das stolz?
Chris: Sehr!
CC: Chris, ich habe keine Zweifel, dass Du auch in Zukunft Erfolg mit Deinen exzellenten Centre Pins haben wirst! Es war uns eine besondere Freude Dich für Classy Catchers interviewen zu dürfen!
Von Wolfgang Kalweit
Chris hat eine hervorragende Internetseite, auf der man sich über seine verschiedenen Centre Pin Modelle informieren und diese auch bestellen kann: www.chrislythe-centrepins.co.uk