Wenn man über typische Winterfische spricht, dann fallen einem sofort Hecht, Döbel und Zander ein. Sie lassen sich in der kalten Jahreszeit noch besser beangeln als im Rest des Jahres. Doch wussten Sie, dass man dieser Aufzählung auch einen Fisch hinzuzählen kann, der eigentlich mit dem Sommer in Verbindung gebracht wird? Er liebt die Hitze, ist bei Eis und Schnee jedoch genauso aktiv: Der Aland!
Ufernah und wenig Strömung
Ich muss meine Behauptung an dieser Stelle jedoch ein wenig relativieren. Wenn ich von winteraktiven Alanden spreche, dann meine ich Fluss-Alande. Durch die Strömung müssen sie sich das ganze Jahr bewegen, verbrauchen Energie und müssen diese durch Nahrungssuche erneuern. Das scheinen sie auch eifrig zu tun, denn wenn man sie gefunden hat, lassen sie sich leicht mit dem passenden Köder an den Haken bekommen. Im Winter findet man Alande eigentlich in den selben Gewässerabschnitten, in denen sie sich auch im Sommer aufhalten. Es sind insbesondere die Unterläufe der größeren Flüsse, die in der warmen Jahreszeit mit sanfter Strömung, hoher Temperatur und ausgedehnten Seerosenfeldern aufwarten können. Der ideale Lebensraum für unseren Zielfisch! Sobald die Temperatur sinkt, verändern sich diese Gewässerabschnitte vor allem durch das Absterben der Wasserpflanzen und durch größere Abflüsse mit stärkerer Strömung. Die Alande passen sich diesen veränderten Bedingungen an und suchen gezielt strömungsberuhigte Bereiche auf. Solche Verhältnisse finden Sie ufernah vor allem in Mulden, in denen die Hauptströmung ohne Turbulenzen über ihren Kopf hinweg geht und wo ihnen die Nahrung direkt vor das Maul treibt. Es ist deshalb nicht ungewöhnlich, dass sie dort zahlreich eng beieinander stehen. Es kann Sinn machen, bereits im Sommer bei Niedrigwasser nach solchen ufernahen Geländeformen Ausschau zu halten, um sie dann im Winter bei Hochwasser zu befischen. Hat man nicht diese Möglichkeit, dann muss man so viele Stellen nach und nach abangeln, bis man die Fische gefunden hat. Die goldene Regel: 30 Minuten keinen Biss und weiter zum nächsten Platz!
Sensible Montage und feine Bissanzeige
Hat man Gewässerabschnitte mit einem guten Aland-Bestand und vermeintliche Winterstandplätze ausgemacht, ist das Beangeln eigentlich recht simpel. Ziel ist es, unseren Köder unauffällig in die Nähe der Fische zu bekommen. Am besten eignet sich hierfür eine einfache Grundmontage mit einem Seitenarm aus Klemmbleien, dessen Gewicht sich exakt den Strömungsverhältnissen anpassen lässt (siehe Zeichnung). Seinen Angelplatz wählt man nun etwa 20 m oberhalb des vermuteten Standplatzes. Es ist nicht ratsam, direkt auf die Köpfe der Fische zu werfen, da sie dies verschrecken könnte. Viel besser ist es, ein paar Meter in Richtung Flussmitte zu werfen und den Köder dann bei geschlossenem Rollenbügel langsam an das Ufer treiben zu lassen. Mit dem Hinzufügen von Klemmbleien auf den Seitenarm kann man genau bestimmen, in welcher Entfernung zum Ufer die Montage liegen bleibt.
Als Rute verwendet man idealerweise eine leichte, 11 Fuß (3,36 m) lange Steckrute mit eingesetzter Quiverspitze für eine sensible Bissanzeige. Solche Avon-Ruten werden von zahlreichen Herstellern angeboten. Da Alande im Winter keine guten Kämpfer sind, reichen je nach Strömung und Hängergefahr Schnurstärken von 0,14-0,18 mm völlig aus.
Favorit Brotflocke
Als Köder eignen sich besonders Maden, Mais und Brotflocke. Ich persönlich bevorzuge die Brotflocke an einem 6er-8er Haken, da sich diese verführerisch im Wasser bewegt und durch ihre Größe und helle Färbung besonders gut sichtbar ist. Brot hat den Vorteil, dass man damit auch hervorragend anfüttern kann. Und zwar in Form von Bread-Mash, wie es die Briten nennen. Hierbei handelt es sich um eingeweichtes Brot, das man portionsweise mit der Hand anfüttert. Es entsteht eine große Wolke aus kleinen Brotflocken, die mit der Strömung direkt in Richtung der Fische getrieben wird. Da das Bread-Mash nur sehr langsam absinkt, muss es mehrere Meter oberhalb eingeworfen werden. Die Flocken treiben dann an den Fischen vorbei, machen diese munter und regen sie zum Fressen an. Als Grundlage für Bread-Mash verwendet man billiges Weiß- oder Toastbrot aus dem Supermarkt. Dieses gibt man in einen Eimer und bedeckt es vollständig mit Wasser. Nach 5 Minuten ist das gesamte Brot aufgeweicht. Nun gießt man so viel Wasser wie möglich ab. Das eingeweichte und noch sehr nasse Brot wird dann etwas durchgeknetet, bis keine allzu großen Stücke mehr übrig sind. Möchte man das Bread-Mash fester haben, z.B. weil man es weiter werfen muss, dann kann man das eingeweichte Brot noch vor dem durchkneten im Keschernetz auspressen. Wenn man einen guten Mixer daheim hat, kann man das Toast auch durchmixen. Dieses "liquidised bread" lässt sich dann auch trocken zu Bällen formen, die sich werfen lassen, im Wasser aufbrechen und eine schnell absinkende Futterwolke bilden.
Bisse sind Nervensache
Wer die oben beschrieben Vorgehensweise bereits vom Döbelangeln kennt, liegt richtig. Im Prinzip ist es die selbe Taktik, nur der Zielfisch ist ein anderer. Unterschiedlich ist nur die Stellenwahl, denn Gewässerabschnitte mit vielen Döbeln werden kaum nennenswerte Bestände an Alanden vorweisen können. Andersherum ist dort, wo wir zahlreich Alande finden werden, kaum mit Döbeln zu rechnen.
Auch beim Biss unterscheiden sich die Alande deutlich vom Döbel. Während der Dickkopf mit seinem großen Maul die Brotflocke meist leicht und rasch einsaugt, hat man beim Aland das Gefühl, dass er sie sozusagen mit spitzer Lippe langsam und nach und nach aufnimmt. Es wundert nicht, wenn man die ersten Bisse deshalb verschlägt. Wenn die Spitze zu zucken anfängt, sollte man also ruhig 5-10 Sekunden zögern, bevor man den Anhieb setzt. Länger darf man jedoch auf keinen Fall warten, da mit einem rasanten Krumbiegen der Rutenspitze nicht zu rechnen ist und man vermeiden sollte, dass die Fische den Haken zu tief schlucken.
Eisige Belohnung
Hat man einen Schwarm großer Alande gefunden, dann ist es ein tolles Erlebnis im Schnee zu sitzen, ihnen eine saftige Brotflocke vor die Mäuler zu werfen und darauf zu warten, dass die Rutenspitze zu zittern anfängt. Einer der typischsten Sommerfische entpuppt sich dann als absolut kälteresistent, da er selbst bei eisigen Wassertemperaturen reichlich Appetit zu haben scheint. Wer sein Angeln im Winter um diese tolle Fischart erweitert, wird mit schönen Angelstunden belohnt!
Von Wolfgang Kalweit