Frühjahr: Kapitale Brassen, gierige Rotaugen und grüne Schönheiten
Das anglerische Frühjahr dauert von Mitte März bis Mitte Juni und vor allem Brassen, Rotaugen und Schleien beißen nun hervorragend. Sobald die ersten Sonnenstrahlen das Wasser erwärmen, beginnen die meisten Friedfische sich auf die Laichzeit vorzubereiten, was erhöhte Aktivität und gesteigerten Appetit bedeutet. Besonders Brassen scheinen nun schon hungrig zu sein. Da das Nahrungsangebot in den Gewässern noch knapp ist, kann ein gut angelegter Futterplatz einen regelrechten Fressrausch bei den Rüsselmäulern auslösen. Vor allem flache und sandige Gewässerabschnitte beherbergen nun gute Fische. Auch Schleien sind schon früh in diesen flachen Bereichen anzutreffen, auf der Suche nach Larven, Insekten und sonstigen Köstlichkeiten. Ein Mistwurm an der leichten Grund- oder Posenmontage führt bei den grünen Schönheiten dann auch am ehesten zum Erfolg.
Mitte Mai beginnt dann aber die wirklich interessante Zeit. Brassen und Rotaugen haben in einigen Gewässern schon gelaicht und feiern regelrechte Fressorgien. Hat man bspw. einen Schwarm Brassen kurz nach der Laichzeit entdeckt, erlebt man nicht selten sein blaues Wunder. Heftige Bisse, sobald der Köder den Boden berührt, lassen einen am Ufer ins Schwitzen kommen. Ebenso wild beißt ein hungriger Schwarm Rotaugen, nur, dass es hier der Köder meist gar nicht bis zum Grund schafft! Besonders Dosenmais ist dann mit seiner auffälligen Farbe ein unschlagbarer Köder, da sich die Schwarmfische in Konkurrenz auf alles stürzen, was sie zu Gesicht bekommen.
Sommer: Rasante Barben, steigende Alande und sonnenhungrige Karpfen
Mitte Juni beginnt wohl eine der besten Zeiten zum Barbenangeln. Nachdem die Fische abgelaicht haben bleiben sie noch einige Zeit in größeren Schwärmen zusammen. Hat man einen solchen Trupp Barben gefunden und begegnet ihnen mit ausreichend Futter, dann kann es Biss auf Biss gehen. Am ehesten findet man die Bartelträger in den unteren Abschnitten der großen Flüsse, kurz bevor diese in den Hauptstrom münden. Viele Barben wandern nämlich nach dem Laichen wieder dorthin zurück.
Ein weiterer Friedfisch des Sommers ist der Aland, der in Stillgewässern nun in Schwärmen oberflächennah auf Nahrungssuche geht. Er ist aber nicht nur in den oberen Gewässerschichten zu fangen, sondern auch mit Grundködern. Diese sollten jedoch eine auffällige Färbung besitzen und auftreibend gefischt werden, wie bspw. ein Popup-Boilie. Natürlich funktioniert diese Herangehensweise am besten in ganz flachen Gewässerabschnitten. Wer hier angelt, kommt auch nicht an den sonnenhungrigen Karpfen vorbei. Selbst wenn ihr Appetit nicht groß sein sollte, so lassen sie sich meist leicht von einem auffälligen Köder verführen. Auch hier sind bunte Boilies an der Festbleimontage eine hervorragende Wahl. So richtig auf Nahrungssuche gehen die Karpfen aber meist erst nachts. Deshalb sollte man in den Sommermonaten die Nachtstunden unbedingt am Wasser bleiben, falls möglich.
Herbst: Karpfen, Karpfen, Karpfen!
Ab Mitte September fangen die Karpfen an, sich ihren Winterspeck anzufressen. Wer nun eine gute Stelle gefunden hat und diese regelmäßig anfüttert, hat die besten Aussichten auf Erfolg. Eine bunte Mischung verschiedener Partikelköder wie Mais, Weizen, Hanf und Pellets in Kombination mit ein paar Boilies sind fast immer ein Erfolgsgarant. Da die Fische nun viel und oft fressen, haben sie im Herbst ihr höchstes Gewicht, was vor allem für Großfischjäger interessant ist. Bei der Stellenwahl sollte man sich das Ufer aussuchen, auf das der Wind die meiste Zeit gerichtet ist, da es die Karpfen regelrecht dort hinzieht. Weil das Wasser noch warm ist, der Wind durch die Wellen Sauerstoff ins Wasser bringt und die Fische in Top-Kondition sind, darf man auf heiße Drills mit im Wind pfeifenden Schnüren gespannt sein!
Winter: Egal wie kalt, der Döbel beißt!
Wenn es ab Dezember richtig kalt wird, gibt es einen Friedfisch der weiterhin größten Appetit hat: Der Döbel! Dieser äußerst interessante Fisch ist nun in Gewässerabschnitten mit gemäßigter und gleichmäßiger Strömung ohne Turbulenzen zu finden. Dies können Innenbereiche von Kurven oder auch tiefe Rinnen sein. Besonders große und auffällige Köder sind nun fast unwiderstehlich für den Dickkopf. Wer bspw. eine große Flocke Brot, ein saftiges Stück Leber oder einen stattlichen Würfel Frühstücksfleisch an der Grundmontage anbietet, kann fast sicher sein einen Biss zu bekommen, wenn sich ein Döbel in der Nähe befindet. Der kampfstarke Fisch treibt dem Angler selbst bei Eiseskälte den Schweiß auf die Stirn, wenn er nach einem rasanten Biss die Rute zum Halbkreis biegt und Schnur von der Rolle zieht. Der Döbel ist im Winter ohne Zweifel der König der Friedfische!
Angepasst immer erfolgreich
Wer seine Angelgewohnheiten auf diese Weise nach den Beißzeiten der Fische ausrichtet, kann das ganze Jahr erfolgreich sein. Das alles hat auch den schönen Nebeneffekt, dass man sich noch mehr auf die wechselnden Jahreszeiten freut als zuvor. Also: Wer flexibel bleibt fängt Friedfische das ganze Jahr!
Von Wolfgang Kalweit