csg-teaserDie Chub Study Group zählt seit 40 Jahren zu den erfolgreichste Specimen Hunting Gruppen Großbritanniens. Unzählige Döbel über 6 Pfund gehen auf das Konto der Mitglieder. In diesem spannenden Interview gibt uns Iain Nairn beeindruckende Einblicke in die Arbeit und den Erfolg der Gruppe.

 

Bereits 1972 wurde die Chub Study Group gegründet und ist seither eine der bedeutendsten Specimen Hunting Gruppen Großbritanniens. Zahlreiche der namhaftesten britischen Angler waren seither Mitglied und haben mit ihrem Wissen zum Erfolg der Gruppe beigetragen. Durch unzählige Stunden am Wasser und mit einer offenen Einstellung haben die Mitglieder enorm zur Entwicklung des Döbelangelns beigetragen. Zwei grandiose, von der Gruppe zusammengestellte und veröffentlichte Bücher sind die Bilanz ihrer Arbeit. Damit wir etwas mehr über die Arbeit der Chub Study Group erfahren können, hat sich das langjährige Mitglied und Extrem-Döbelangler Iain Nairn Zeit genommen, ein paar Fragen für Classy Catchers zu beantworten.

Der harte Kern der Gruppe bei einem der jährlichen Treffen.

CC: Was sind die wichtigsten Ziele der Chub Study Group?

Iain bei seiner Lieblingsbeschäftigung, dem Döbelangeln auf Sicht.Iain: Die wichtigsten Ziele seit Gründung des Clubs 1972 sind nach wie vor die selben: Das Fangen und Studieren des Döbels. Die Gruppenmitglieder kommen aus dem ganzen Land und haben unterschiedliche Herangehensweisen beim Döbelangeln, unterschiedliche Taktiken um erfolgreich zu sein.
Jeder Fang von über 5 Pfund wird gemeldet und aufgezeichnet. Das beinhaltet Gewicht, Köder, Gewässerstrecke und in manchen Fällen auch Länge und Bauchumfang – und natürlich auch das Fangdatum. Diese Informationen werden in unserer Datenbank aufgezeichnet um sie später auszuwerten. Vierteljährlich werden sie dann in unserem Clubmagazin veröffentlicht, damit unsere Mitglieder Schlüsse daraus ziehen können. Weitere Informationen erhalten wir regelmäßig von unserem hervorragenden Schriftführer John Conway in Form von Diagrammen und Tabellen.

CC: Was macht den Döbel so interessant für dich und die anderen Gruppenmitglieder?

Iain: Das ist eine Frage, die ich häufiger gestellt bekomme. Um ehrlich zu sein, es gibt mehrere Gründe. Döbel kann man in fast jedem unserer Flüsse fangen, mit einer Vielzahl von Ködern, von Brot bis zum lebenden Köderfisch (zu viele um sie aufzählen zu können). Auch in Bezug auf Taktiken ist die Bandbreite groß. Ich bevorzuge das Angeln auf Sicht im Sommer, denn das Suchen und Beobachten von Fischen und der Versuch sie zu überlisten ist besonders reizvoll. Außerdem gibt es einem die Möglichkeit gezielt auf die größten Fische eines Trupps zu angeln. Als nächstes fasziniert mich das Trotting mit der Pose im Winter, wenn die kleinen Fische durch die ersten Fröste weniger aktiv werden und man mit Maden wirklich dicke Döbel fangen kann.

Izaak Walton beschrieb den Döbel als den schreckhaftesten aller Fische – dem kann ich nur zustimmen. Manchmal sind sie die aktivsten Kreaturen überhaupt, doch sobald sie einen Angler wahrnehmen sind sie fast unmöglich zu überlisten, insbesondere an stark beangelten Gewässern. Du weißt nie was dich erwartet und deshalb ist jeder Angeltag anders.

Besonders große Döbel sind eine Herausforderung, und das ist wahrscheinlich der Grund warum sie so interessant sind. Ich hatte das große Glück bereits mehr von diesen kapitalen Fischen zu fangen als ich verdient habe, doch ich werde wohl niemals Müde von diesem tollen Moment, wenn der Haken sitzt und der Kampf beginnt.

Iain mit einem echten Brocken von 7lb 5oz, den er auf einen 3-b Boilie der Hookbait Company gefangen hat.

CC: Was ist deiner Meinung nach der Grund dafür, dass die Chub Study Group auch nach so vielen Jahren noch eine der führenden Specimen Hunting Groups in Großbritannien ist?

Iain: Ich denke, der Erfolg der Gruppe ist darin begründet, dass sie sich – verglichen mit anderen Specimen Hunting Gruppen - nur aus relativ wenigen Mitgliedern zusammensetzt (ca. 60), die sich jedoch alle gleich hingebungsvoll der selben Sache widmen. Außerdem teilen die meisten Mitglieder ihre Informationen frei mit anderen. Das trägt wesentlich dazu bei, die Flamme der Begeisterung innerhalb der Gruppe am Lodern zu halten. Das ist bei größeren Gruppen nur schwer zu erreichen, wodurch die Magie irgendwie verloren geht.

CC: Die Chub Study Group hat definitiv einen großen Beitrag zur Entwicklung der Döbelangelei geleistet. Welche Punkte sind hier aus deiner Sicht die bedeutendsten?

Iain: Das ist eine schwierige Frage. Ich würde sagen, dass vielleicht die Mitglieder, von damals und heute, wesentlich dazu beigetragen haben, einige der größten Döbel unseres Landes zu fangen. Zu allen Zeiten waren einige der besten Döbelangler Mitglied in unserem Club. Deren Wissen hat wesentlich dazu beigetragen, die Szene der Döbelangler nach vorne zu bringen. Die Gruppe hat zudem auch eine Datenbank angelegt und gepflegt, in der alle Fänge seit der Gruppengründung aufgezeichnet werden. Das gibt uns detaillierte Informationen darüber, was wo gefangen werden kann. Damit ist die Datenbank ein wertvolles Werkzeug für den reisenden Angler.

CC: Gib unseren Lesern doch bitte mal einen beeindruckenden Einblick, wie erfolgreich eure Gruppe ist.

Iain: Ich habe eine Seite aus unserem Clubmagazin “Chevin” beigefügt, auf der die Statistiken unserer vergangenen Fänge und die der letzten Saison zu sehen sind. Wie ihr sehen könnt, wurden einige beeindruckende Fische von unserer Gruppe gefangen.

Club Statistik 1972-2011 (zum Vergrößern anklicken).              Die Jahresstatistik 2010.

CC: Bitte erkläre unseren Lesern doch, warum es für dich und die anderen Mitglieder der Chub Study Group so wichtig ist, die gefangenen Döbel schonend wieder zurückzusetzen.

Iain: Vor vielen Jahren war es noch üblich gefangene Fische mitzunehmen. Ein Blick zurück in alte Angelbücher zeigt nämlich Angler mit ihren toten Trophäen. Noch nicht mal so lange zurück gab es sogar die Regel, dass jeder britische Rekordfisch als Beweis getötet werden musste. Einwanderer in unser Land, die mit unserer Catch & Release Regelung nicht vertraut sind, entnehmen immer noch Fische. Obwohl das nicht illegal ist, ist es eine echte Schande, weil dies neben Kormoran und Otter eine weitere Bedrohung unserer Fischbestände ist.
Döbel können bis zu einem stolzen Alter heranwachsen. Ich hatte Wiederfänge von großen Fischen, von denen ich weiß, dass sie schon von anderen Anglern gefangen wurden. Es ist schön zu wissen, dass sie immer noch da sind, nachdem ich sie zurückgesetzt habe und so auch anderen Anglern Freude bereiten können.

Iain setzt einen 7lb 1oz Döbel behutsam zurück. In Großbritannien ist es selbstverständlich, dass kapitale Fische nach dem Fang schonend zurückgesetzt werden. Nur auf diese Weise ist es möglich, gute Fischbestände trotz hohen Angeldrucks zu erhalten.

CC: Wenn du zurückblickst auf die Anfänge deiner Döbelangelei: Was waren deine wichtigsten Erkenntnisse, die dein Angeln nachhaltig beeinflusst haben?

Iain: Meine ersten Döbel-Jahre am oberen Dorset Stour, meinem Heimatfluss, waren ein regelrechtes Auf und Ab beim Angeln mit Brot im Cagefeeder. Eines Tages landete ich einen Döbel von 48 cm; zu dieser Zeit ein großer Fisch für mich. Ab diesem Moment war das Feuer in mir entfacht. Ich wusste, dass ich nun mehr und größere fangen muss. Ich konzentrierte mich auf den unteren Abschnitt des Flusses bei Throop und hatte auch meine Erfolge. Bald schon konnte ich meinen ersten 6-Pfünder fangen.
Ein paar Jahre später habe ich mich mit einem Typen unterhalten, der offensichtlich den gleichen Antrieb hatte wie ich. Er war ein begeisterter Flussangler und hauptsächlich am Hampshire Avon unterwegs. Sein Name war Rupert Morrall. Es entwickelte sich eine Kameradschaft für lange Jahre. Throop war immer unser Startpunkt, von wo aus wir mit dem Madenkorb oder der Pose fischten. Wir befischten auch den Avon, an dem Rupert sich gut auskannte.
Es wurden irgendwann viele große Döbel am mittleren Abschnitt des Stours gefangen, weshalb diese Strecke später auch in unseren Fokus rückte. Wir verwendeten hauptsächlich Boilies und Paste und konnten so zahlreiche Fische fangen, unter anderem auch unsere persönliche Rekorde: Rupert mit einem 7lb 11oz und ich knapp dahinter mit einem 7lb 10oz Döbel. Wahrlich schöne Zeiten...
Ich hatte mich entschlossen der Chub Study Group beizutreten. Später kam auch Darren McCann hinzu, der auch mit Boilies fischte und sie sogar selbst herstellte. Er fragte mich, ob ich seine Köder nicht testen wolle. Ich hatte zunächst angst, dass sich meine Fangrate verschlechtern würden. Wie falsch ich da lag!!! Zunächst startete ich mit der Sorte “River Secret”, die von den Döbeln sofort angenommen wurde. Darren entwicklete dann seine “3-b” Boilies, die heute die Grundlage meines Döbelangelns bilden, ob als Boilie oder Paste im Herbst und Winter. Die einzige Zeit in der ich sie nicht verwende ist in extrem kalten Perioden. Da bevorzuge ich das Trotten mit Maden. Bei Hochwasser und starker Trübung bevorzuge ich zudem meine eigenen Käsepasten. Zwar glaube ich, dass “3-b” auch fangen würde, aber das Herstellen meiner eigenen Pasten macht mir einfach Spaß.

Iain fängt viele seiner großen Döbel mit Boilies. Hier zu sehen sein favorisiertes Rig.

Wenn die Flüsse im Herbst und Winter hohes Wasser führen und trübe sind, setzt Iain auf selbstgemachte Käsepaste.

 Iains Käseteig-Rig: Einfach aber effektiv.

CC: Ein Blick in die Zukunft: Glaubst Du, dass die Entwicklung des Döbelangelns schon zu einem Ende gekommen ist oder siehst du noch Potential für Verbesserungen? Wenn ja, in welchen Bereichen?

Iain: Ich glaube nicht, dass jemals eine Zeit kommen wird, in der sich die Angelei nicht weiterentwickelt, sei es bei Angelgerät oder Ködern. Unsere heutigen Taktiken werden sicher auch in Zukunft noch Fische an den Haken bringen. Jedoch auf Seiten der Köder sind enorme Entwicklungen zu beobachten. Die “Hookbait Company” von Darren McCann entwickelt ständig neue Köder. Als Berater bin ich froh an dieser Entwicklung teilhaben zu können. Nichts desto trotz wird der traditionelle Döbelangler auch weiterhin eine beachtliche Zahl von Döbeln mit herkömmlichen Ködern fangen.

CC: Neben den zwei beeindruckenden Büchern, die von der Chub Study Group bisher veröffentlicht wurden, gibt es auch ein vierteljährliches Club-Magazin. Ist es auch für Nicht-Mitglieder möglich Exemplare zu erhalten?

Iain: Leider ist es aufgrund des Inhalts (Club-Interna) nicht möglich, Exemplare für Nicht-Mitglieder herauszugeben. Auf der Webseite Chub Study Group können aber viele Informationen gefunden werden, unter anderem auch Fotos von beeindruckenden Fängen.
Jeder der das Glück hatte ein Exemplar des neuen Club-Buches “Chevin” zu erwischen, wird eine Vielzahl von Artikeln finden, die Ursprünglich für das Club-Magazin geschrieben wurden. Ich bin stolz, dass ich auch zu diesem Buch beitragen konnte, da ich glaube, dass es eines der besten Angelbücher ist, das jemals zusammengestellt wurde.

Dieser beeindruckende 7lb 9oz Fisch viel im Januar auf Iains selbstgemachte Käsepaste herein.

Wo Döbel sind gibt es meist auch Barben. Zwar ist der Döbel Iains Favorit, doch eine 14lb 7oz Barbe hat auch ihren Reiz...

CC: Iain, hast Du vielleicht noch ein paar abschließende Worte für unsere Leser? Vielleicht etwas, dass das Döbel-Feuer in ihnen entfacht?

Iain: Döbelangeln wird für mich immer etwas besonderes sein, selbst in den schwersten Zeiten und bei den schlimmsten Wetterverhältnissen. Es wird immer dieser magische Moment kommen, in dem mich die absolute Begeisterung packt ein Monster zu fangen. So war es die letzten Jahre und auch letztes Wochenende, wo ich einen 6lb 1oz Döbel fangen konnte. Und heute war es wieder so weit. Gerade als es anfing dunkel zu werden hat ein absolutes Biest von 7lb 9oz meine am Grund angebotene Käsepaste aufgesammelt. Es sind Momente wie diese, die mich antreiben, auf der Suche nach dem Fisch meiner Träume.

 

Das Interview wurde geführt von Wolfgang Kalweit