Punktgenaues Anfüttern ist seit jeher der Schlüssel zum Fisch. In Fließgewässern stehen wir jedoch vor dem Problem, dass die Strömung zur Verdriftung des eingeworfenen Futters führt. Viele Friedfischangler nutzen deshalb schwere Futterkörbe, die durch exakte Würfe stets auf dem selben Platz landen. Beim Beangeln kleinerer Weißfische in tiefen Gewässern ist das eine unschlagbare Methode. Angeln wir jedoch in mittelgroßen, flachen Flüssen auf große Döbel und Barben, ist diese Herangehensweise selten effektiv. Beide Fischarten sind in solchen Gewässern meist sehr scheu und würden sich von den regelmäßigen „Einschlägen“ des Futterkorbs dauerhaft vertreiben lassen. Auch stehen sie dort häufig unter überhängenden Bäumen oder in der Nähe anderer Hindernisse, die mit dem Futterkorb schlecht zu erreichen sind. In solchen Fällen ist die treibende Pose oder das rollende Grundblei angebracht. Wie bekommen wir aber nun unser Futter zielgenau an solche Standplätze? Wenn die Strömung gering und das Wasser klar und flach ist, funktioniert das Einwerfen von Partikelködern per Hand recht gut. Man kennt dann die Tiefe und die Fließgeschwindigkeit und kann die Drift dementsprechend abschätzen. Je stärker aber die Strömung und je tiefer das Wasser ist, umso unkalkulierbarer wird diese Art des Anfütterns und das Futter verteilt sich über einen zu großen Bereich. Unser Ziel, die Fische auf einen kleinen Bereich zu konzentrieren den wir später befischen, kann so nicht erreicht werden. Hier schafft der Baitdropper Abhilfe!

„Baitdropper“ bedeutet so viel wie „Köder-Absetzer“. Und das macht er auch, er setzt den Köder dort ab wo er hin soll, nämlich am vermeintlichen Standplatz der Fische. Das Funktionsprinzip ist dabei sehr einfach. Ein kleiner Behälter aus Metall oder Kunststoff lässt sich mit Partikelködern (z.B. Hanf, Maden, Mais oder Pellets) füllen und durch eine Klappe schließen. Die Klappe wird durch einen Drahtbügel fixiert und am Öffnen gehindert. Unterhalb des Behälters befindet sich ein Bleigewicht, das mit dem Drahtbügel, der den Deckel verschließt, verbunden ist. Setzt man nun den Baitdropper auf den Boden, wird der Drahtbügel nach oben gedrückt, die Klappe öffnet sich und das Futter fällt heraus bzw. wird von der Strömung herausgespült.
In der Praxis hat man oft eine extra Rute mit dabei, an deren Schnur ein Baitdropper angeknotet wird (kleinere Baitdropper lassen sich jedoch auch mit der Rute ausbringen, mit der man angelt). Sobald man auf der Suche nach erfolgversprechenden Angelstellen fündig wird, füttert man sie mit dieser genialen Erfindung an. Hierzu nähert man sich der Stelle und pendelt den gefüllten Baitdropper mit einem Unterhandwurf an die gewünschte Stelle. Durch sein hohes Gewicht sinkt er schnell auf Grund, öffnet sich erst dort und gibt das Futter punktgenau frei. Zwar werden die Partikelköder in starker Strömung immer noch einige Meter verdriftet, jedoch nachvollziehbar in einer Linie entlang der Strömung. Es ist nachher leicht möglich, exakt diese „Linie“ zu befischen.
Das Füttern mit dem Baitdropper hat natürlich einen entscheidenden Nachteil. Dadurch, dass man sich der Angelstelle nähert und dort reichlich Unruhe produziert, verschreckt oder verscheucht man die Fische leider zunächst. Die Erfahrung zeigt aber, dass eine solche einmalige, kurze Störung wesentlich unproblematischer beim Beangeln großer Fische ist, als das dauerhafte Bombardieren mit einem Futterkorb. Lässt man die gefütterte Stelle für etwa eine Stunde zur Ruhe kommen, sind meist alle Fische zurückgekehrt, eifrig am Fressen und bereit für unseren Hakenköder.
Es ist natürlich die Frage angebracht, warum man die Fische durch die Fütterungsprozedur überhaupt verunsichern sollte und warum man sie nicht sofort beangelt? Hierauf gibt es zwei Antworten. Stellen wir uns vor, wir beangeln einen Platz, an dem sich mehrere Barben aufhalten. Beginnen wir dort sofort zu angeln, haben wir zwar gute Chancen rasch einen Fisch an den Haken zu bekommen, doch durch den Drill dieses Fisches würden alle anderen Barben – insbesondere die großen - stark verunsichert werden und auf lange Zeit verschwinden. Haben wir jedoch vorher Futter eingebracht und die Fische in regelrechte Fressstimmung versetzt, stört ein Drill kaum noch. Meistens ist es so, dass bereits nach wenigen Minuten die anderen Fische ihre Mahlzeit fortführen, womit weitere Bisse möglich sind. Ein anderes Argument für das vorherige Anfüttern lässt sich beim Döbelangeln anführen. Viele erfahrene Angler behaupten, dass an einem ungefütterten Platz die kleineren Döbel schneller am Haken sind. Beißt ein solcher halbstarker Dickkopf, werden alle anderen Fische vom Platz vertrieben und kehren auf lange Zeit nicht zurück. Wird vorher jedoch angefüttert und der Futterplatz einige Zeit in Ruhe gelassen, setzen oft die Kapitalen ihre Vormachtstellung durch und verdrängen die kleinen. Wenn nun unser Köder im Wasser landet, dann ist die Chance sehr groß, dass einer der großen Schuppenträger als erster am Haken hängt!
Wer es also einmal gezielt auf große Barben und Döbel versuchen möchte, der sollte dem Baitdropper eine Chance geben. Diese uralte und geniale Erfindung hat schon unzähligen Anglern zum Großfisch verholfen. Vielleicht gehörst du auch bald dazu?!
Von Wolfgang Kalweit