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shg-karauschen-teaser.jpgDie Specimen Hunting Group Dortmund kann bereits viele Jahre Erfahrung bei der Jagd nach großen Karauschen vorweisen. Für Classy Catchers geben Bernd Steffen und Roland Fiedler Ratschläge, wann, wo und wie man am besten an diese tollen „Goldstücke“ gelangt!



Die Karausche ist eine hochinteressante Fischart, die dem Angler viel abverlangt. Nicht nur das Auffinden ist äußerst schwierig. Sie ist nämlich für ihre vorsichtigen Bisse selbst am feinsten Gerät bekannt. Leider sind die Karauschenbestände fast überall rückläufig. Das soll aber nicht heißen, dass nicht noch irgendwo kapitale Exemplare jenseits der 4-Pfund Marke schlummern!

Bernd Steffen und Roland Fiedler von der SHG-Dortmund konnten bereits viele Jahre Erfahrung beim Karauschenangeln sammeln. Gerne sind sie bereit ihr Wissen mit uns zu teilen.

CC: Es gibt kaum Angler, die bereits gezielt auf kapitale Karauschen geangelt haben. Was macht diesen Fisch für euch so interessant?

SHGD: Wir machten schon Ende der 70er Jahre Erfahrungen mit Karauschen. Gruppenmietglied Rolf Maring fing schon damals einen sagenhaften Fisch von 2,5 Pfund in unserem Vereinsgewässer. Schnell sprach sich dieser Erfolg innerhalb der Gruppe herum und alle Mitglieder profitierten die folgenden Jahre von diesem Fang, denn es wurden etliche Karauschen zwischen 1-2 Pfund gefangen. Schon bald merkten wir, dass diese Fische für ihre Größe eine gewaltige Kraft entwickelten und sich nicht so leicht geschlagen gaben. Neben der wunderbaren Färbung der Fische interessierte uns besonders ihre verborgene Lebensweise, das Aufspüren geeigneter Gewässer und das Fangen von Monsterkarauschen von über 2 Pfund Gewicht.

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Karauschen: An Schönheit kaum zu überbieten.


CC: Zwar unterscheidet sich das Verhalten von Fischen stark zwischen den Gewässern, doch wie würdet ihr generell das Verhalten der Karausche beschreiben?

SHGD: Wir haben die Erfahrung gemacht, dass das Verhalten in den einzelnen Gewässern stark voneinander abweicht. Es gibt z.B. Gewässer, da beißt nichts anderes mehr wenn die Karauschen am Platz sind, aber es gibt auch Gewässer, da fängt man sie erst wenn die anderen Fische aufhören zu beißen. Das gleiche gilt bei ihrer nächtlichen Aktivität. In Flüssen konnten wir nachts gut fangen, in vielen stehenden Gewässern war nachts Sendepause. Auch ködermäßig konnten wir von süß bis sauer auf alles fangen. Besonders fängig scheint jedoch die Zugabe von Blut zu sein.

CC: In welcher Art von Gewässern konntet ihr bisher eure besten Karauschenfänge verbuchen?

SHGD: Wir haben sie in Flüssen, Seen und Teichen gefangen. Wobei die schwersten Fische aus stehenden Gewässern kamen.

CC: Wonach richtet ihr eure Stellenwahl aus, wenn ihr ein Gewässer mit Karauschen entdeckt habt?

SHGD: Karauschen lieben ähnlich wie Schleien Bewuchs. Seerosenfelder, überhängende Äste, dichtes Schilf, dichte Vorkommen von Wasserschachtelhalm usw. sind Anziehungspunkte für Karauschen. Nicht selten muss man in stark bewachsenen Gewässern erst einmal eine Angelstelle frei machen um dann dort angeln zu können. Oft verlegen wir unsere Futterplätze in den dichtesten Unterwasserdschungel. Eine Wathose und eine Sense leisten hier wertvolle Dienste.

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So sieht ein typisches Karauschengewässer aus! Bewuchs so weit das Auge reicht...

 

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Mit einer Unterwassersense bekommt man einen Angelplatz krautfrei. Hier sieht man Bernd Steffen bei der schweißtreibenden Arbeit.


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Lohn der Mühen: Bernd mit einer schönen Karausche von fast 2 Pfund.


CC: Welche Methoden und Köder bevorzugt ihr beim Karauschenangeln?

SHGD: In Gewässern mit vielen Karauschen wählen wir die Posenrute in Verbindung mit der Liftmethode und kleinen Onions oder leicht treibenden Montagen mit Canaldarts sowie Stillwaterblue. Sind wenige Fische vorhanden, fischen wir auf Grund mit Bobbin. Gute Köder sind Rotwürmer, Mais, Maden, verschiedene Pasten, leicht gekochte Boilies, Muscheln, Schnecken, Weißbrotflocken und Weißbrotkruste.

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Das Angeln mit Grundmontage und Bobbin ist dann zu empfehlen, wenn nur mit wenigen - aber dafür kapitalen - Fischen zu rechnen ist.


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Vier stattliche Goldstücke - das Resultat eines erfolgreichen Abends.


CC: Gibt es eine Jahreszeit, die ihr als besonders erfolgversprechend zum Karauschenangeln bezeichnen würdet?

SHGD: Die besten Monate sind Juni, Juli, August und manchmal September.

CC: Zum Thema Beißzeiten: Wann ist die Karausche eurer Meinung nach am aktivsten? Oder würdet ihr der Tageszeit eher eine untergeordnete Bedeutung beimessen?

SHGD: Kommt ganz auf das Gewässer an, aber wir würden die frühen Morgenstunden und die Dämmerung nie außer acht lassen.

CC: Welche Möglichkeiten gibt es eurer Ansicht nach, die großen von den kleinen Karauschen zu selektieren? Welche Rolle spielt hier die Platz- und Köderwahl?

SHGD: Das ist sehr schwierig, zumal auch große Karauschen oft auf kleine Köder beißen. Unserer Erfahrung nach gibt es auch in Gewässern die nahezu verbuttet sind einzelne sehr schwere Karauschen. An diese kommt man oft nur über Massenfänge heran. Manchmal helfen größere Köder wie Muschelfleisch, Boilies, Tauwürmer oder Mais.

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Mit der richtigen Strategie und genügend Ausdauer wird man ab und zu mit einem wahren "Gigant" belohnt. Dieser tolle Fisch wog über 4 Pfund.


CC: Könnt ihr euch noch an euer bestes Karauschenangeln erinnern? Beschreibt doch bitte mal dieses Erlebnis!

SHGD: Das ist kaum möglich, da die Erlebnisse zu unterschiedlich sind. Roland hat z.B. mal sehr große Karauschen an der Oberfläche gefangen und Rolf in einer Nacht mehrere Flußkarauschen bis 2,5 Pfund. Ich (Bernd) und Roland haben mal in einem Waldsee um die 40 Karauschen in einer Woche gefangen. Es gibt aber auch Erlebnisse die schier unglaublich sind: Wir angelten ca. 36 Stunden ohne einen Zupfer und alle redeten schon vom Einpacken. Doch plötzlich: Biss! 10 Minuten später konnten wir dann eine Monsterkarausche landen. Danach war jedoch wieder stundenlang Funkstille... Auch das gehört zum Specimen Hunting!

CC: Vielen Dank für diese interessanten Einblicke! Ich bin mir sicher, dass ihr vielen Lesern Lust auf diesen tollen Fisch gemacht habt. Da ja nun die beste Karauschenzeit beginnt, wünsche ich euch und den Lesern viel Glück bei der Jagd nach kapitalen „Goldstücken“!


Das Interview wurde geführt von Wolfgang Kalweit