barben-teaser.jpgUnbestritten zählt das Angeln auf kapitale Barben zu den spannendsten Möglichkeiten unserem Hobby nachzugehen. Die oft heftigen Bisse und brutalen Drills in starker Strömung bleiben lange im Gedächtnis. Für die meisten startet die Barbensaison jedoch erst ab Mitte Juni nach der Laichzeit, wenn die Fische besonders hungrig sind. Aber warum so lange warten? Andreas Bruners verrät uns, wie er bereits im Frühjahr erfolgreich kapitalen Barben nachstellt!


Andreas zählt definitiv zu den erfahrensten Friedfischspezialisten Deutschlands. Bekannt wurde er hierzulande als damaliges Mitglied der Specimen Hunting Group Dortmund . Seit Ende 2008 ist er Mitglied in der Classy Catchers Community und war mit seiner Frau Diane sogar als tatkräftige Unterstützung mit auf dem Classy Catchers Stand der Stippermesse 2010 in Bremen. Zudem betreibt er einen kleinen aber feinen Internet Shop für spezialisierte Friedfischangler (www.friedfischen.de). In den letzten Jahren hat er sich zunehmend auf die Barbe fokussiert und konnte beachtliche Fänge erzielen, mit einigen Fischen über der magischen 10-Pfund Grenze.
Auch dieses Jahr wird er wieder zeitig in die Barbensaison starten um an die Erfolge der letzten Jahre anzuknüpfen. Wie er das anstellen wird und welche Tipps er für uns hat, das wird er uns im Folgenden verraten!

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Andreas mit einer tollen Frühlings-Barbe von 10 Pfund 225 Gramm. Solche grandiosen Fische sind das Ergebnis langer Vorbereitung!


CC: Andreas, ich freuen mich darüber, dass wir dir ein wenig über die Schulter blicken dürfen! Wie Eingangs erwähnt lautet das Thema: Frühlingsbarben. Wann hast du in den letzten Jahren deine Saison begonnen und welche Erfolge hattest Du im Frühjahr?


Andreas: Ich habe mit meiner Frau in den letzten Jahren sehr intensiv auf Barben gefischt. Teilweise habe ich schon sehr zeitig im Frühjahr angefangen, manchmal schon Anfang Februar, sobald Wassertemperatur und Wasserstände es möglich machten. Bereits so früh im Jahr konnte ich kapitale Einzelfische überlisten. Fängt man so früh an, ist das „Blanken“ aber keine Ausnahme, da bis Mai Temperaturschwankungen in Zusammenhang mit dem Luftdruck häufig vorkommen.


CC: Wie würdest du generell das Beißverhalten der Barben im Frühjahr beurteilen und wie sieht es mit der Chance aus, eine kapitale zu erwischen?


Andreas: Von Februar bis Mai steigt die Beißlaune stark an und somit auch die Chance eine „Zweistellige“ zu fangen. Man muss aber sagen, dass es sich erst ab einer Wassertemperatur von 5°C aufwärts richtig lohnt. Bei kälterem Wasser habe ich nämlich noch keine Barbe fangen können.


CC: Nun hast du ja schon die Temperaturen angesprochen, die du sicher in einem Fangbuch dokumentierst. Gib uns doch bitte einen Einblick in deine Aufzeichnungen. Welche Temperaturen und welches Wetter sind im Frühjahr optimal?


Andreas: Ja, ich mache mir immer Notizen über die äußeren Bedingungen und die entsprechenden Fangerfolge. Trotzdem kann ich keine allgemeingültigen Empfehlungen geben, da die Erfolge sehr stark vom Gewässertyp abhängig sind (z.B. Gebirgsfluss oder Fluss im Flachland). Wenn die Wassertemperaturen über 10°C ansteigen, ist das für das Beißverhalten jedoch sehr positiv. Wichtig dabei ist aber, dass die Temperaturen nicht stark schwanken.


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Im Frühjahr muss man die Fische suchen. Hier bietet sich das mobile Angeln mit minimaler Ausrüstung an.

 

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Im Frühling lassen sich gute Barben fangen, wie diese 8-Pfündige beweist.


CC: Eines der schwierigsten Themen beim Barbenangeln im Frühjahr ist sicher die Location. Wo und wie suchst du die Fische jetzt?


Andreas: Die Location ist das A und O, weil sich die Gewässer in jedem Winter stark verändern. Das ist in diesem Jahr nach der starken Schneeschmelze und Hochwasser besonders prägnant. Wenn man z.B. kleinere Flüsse des Sauerlandes beangelt, die im Winter regelmäßig Hochwasser haben, hat man im Frühjahr viele neue Bruchkanten und Inseln. Das wichtigste Zubehör ist dann einfach eine Polbrille. Möchte ich breitere Flüsse beangeln, ist das Loten sehr wichtig. Dadurch findet man kleinere Rinnen oder Löcher, wo Barben anzutreffen sind.


CC: Ich weiß, dass du an größeren Flüssen auf Barben angelst. Deshalb gehe ich davon aus, dass du vorfütterst. Wie gehst du genau vor, d.h. was, wie, wie viel und wie lange fütterst du an? Unterscheidet sich dein Vorgehen im Frühjahr von deinen Sommer- und Herbst-Taktiken?


Andreas: Im zeitigen Frühjahr (Februar/ März) setze ich nur sehr wenig Futter ein. Wenn möglich füttere ich am Tag vorher nur mit Hanf, Maden und manchmal mit einer Handvoll Pellets.
  Wenn das Beißverhalten ab März zunimmt, verwende ich zusätzlich noch Sonubaits Groundbait. Auf keinen Fall sollte man Frühstücksfleisch und Käse als Hakenköder vergessen. Gegen Frühsommer sind unsere Angeltouren meist ca. 3Tage hintereinander. In dieser Zeit wird wesentlich mehr gefüttert als Monate vorher.

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Zunächst setzt Andreas auf Maden und dann erst auf Pellets. Man beachte den Hakenköder in der Mitte.


CC: An das Futter schließt sich natürlich die Frage der Köder an. Welchen Ködern gibst du dieses Frühjahr eine Chance? Warum hast du dich gerade für diese Köder entschieden?


Andreas: Als erstes setze ich Maden ein. Dabei ist das Wichtigste sie vorher zu waschen.
Sonst kommen Softhooker, Frühstücksfleisch und Käsevariationen auf den Haken. Für Maden spricht der hohe Proteingehalt und das gezielte Ausbringen mit einem Baitdropper an eine konkrete Futterstelle. Das hat den Vorteil, dass viele Maden direkt über den Gewässerboden gleiten und nicht durch die Oberflächenströmung abgetrieben werden.

CC: Fischst du deine Köder mit dem Lauf- oder Festblei? Beschreibe uns doch bitte im Detail deine bevorzugten Montagen und Rigs!


Andreas: Zum Anfang des Frühjahres und wenn es die Strömungsverhältnisse zulassen, fische ich mit Laufblei und Quivertip-Rute, je nach Gewässer mit einer Testkurve von 1,25 bis 2 lb.
Ansonsten variiere ich. Fische ich mit Pellets, dann kombiniere ich Festblei mit Safety Lead Clips.

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Einfach aber fängig: Der Futterkorb gleitet frei auf der Hauptschnur. Vorteil zur Schlaufenmontage: Der Fisch kommt im Falle eines Schnurbruchs vom Körbchen frei!

 

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Je nach Futter und Strömungsverhältnissen kommen unterschiedliche Feeder zum Einsatz.

 

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Die Festbleimontage von Andreas: Man beachte das geringe Bleigewicht von nur 35 Gramm.


CC: Ich habe viele Fotos von dir mit großen Barben gesehen, die im Dunkeln aufgenommen wurden. Würdest du sagen, dass die Abend- und Nachtstunden auch im Frühjahr die besten Beißzeiten sind?


Andreas: Ja, genau. Die weitaus größten Barben habe ich in den Abend- und Nachtstunden gefangen. Das hängt sicherlich damit zusammen, dass kapitale Fische sehr vorsichtig sind. Diese Erkenntnis habe ich besonders erfahrenen englischen Vorbildern, wie Phil Smith, Stef Horak, Bob Church, Ray Walton, Peter Reading und Tony Miles zu verdanken, mit deren Angeltechniken ich mich intensiv beschäftigt habe.


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Nachts sind die großen und vorsichtigen Barben besonders aktiv. In dieser Nacht hat eine tolle Barbe von 9 Pfund 100 Gramm keinen Verdacht geschöpft.

 

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Ebenso konnte diese 8-Pfündige zu nächtlicher Stunde dem Hakenköder nicht wiederstehen.


CC: Welche Dinge sollte man deiner Meinung zusätzlich noch unbedingt beachten, wenn man schon im Frühjahr gute Barben fangen möchte?


Andreas: Man sollte je nach Gewässergröße sehr vorsichtig mit der Menge des Anfutters sein!


CC: Andreas, ich danke dir für diese interessanten Einblicke! Sobald die erste kapitale Barbe dieses Jahr auf der Matte liegt, würde ich mich freuen, wenn Du uns im Forum daran teilhaben lässt!


Andreas: Eines möchte ich zum Schluss noch loswerden: Sehr oft sehe ich, dass Barben nach dem Fang sofort zurückgesetzt werden, ohne sie noch eine Weile im Wasser zu halten. Barben brauchen eine gewisse Zeit, um sich zu erholen. Wenn sie sofort zurückgesetzt werden, passiert es häufig, dass der Fisch zwar vor einem abtaucht, nach kurzer Zeit flussabwärts jedoch wieder mit dem Bauch nach oben auftaucht.Was dann passiert kann sich jeder denken!!! Denkt also bitte darüber nach...


Schließlich bedanke mich auch für euer Interesse und hoffe, dass die Leser ein paar Erkenntnisse für sich nutzen können.


Big barbel is waiting for you!


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