matt-hayes_teaser.jpgEiner der profiliertesten und charismatischsten Friedfischspezialisten Europas ist der Brite Matt Hayes. Seit den 90ern kennt man ihn auch hierzulande von seinen hervorragenden Angelvideos und Angelartikeln. Den Durchbruch feierte er mit seiner informativen und unterhaltsamen Angelserie „Angebissen!“, die auch in Deutschland ausgestrahlt wird (DMAX). Wie er zum Profi-Angler wurde und welche Neuigkeiten es gibt, das verrät er uns im Classy Catchers Interview! 

CC: Matt, es ist mir eine große Ehre dich interviewen zu dürfen! Viele Angler in Deutschland kennen dich von der TV-Serie "Angebissen!" (ausgestrahlt auf DMAX). Doch auch deine frühen Angelvideos sind hierzulande unter den spezialisierten Friedfischanglern bekannt. Du hast es in deinen Filmbeiträgen immer geschafft, Angelwissen auf eine unterhaltsame Weise zu vermitteln. Für viele andere Angelpromis ist das offenbar eine unlösbare Aufgabe. In Großbritannien kennen dich die Angler zusätzlich noch von deinen unzähligen Angelartikeln, die meiner Meinung nach von herausragender Qualität sind.

Du bist nun seit langen Jahren einer der bekanntesten Angler Großbritanniens und sogar Europas. Was ist dein Schlüssel zum Erfolg?

Matt: Ich denke, es ist meine Zielstrebigkeit. Es ist nicht einfach, mit dem Beruf “Angler” Karriere zu machen und es ist auch nicht der lukrativste Job der Welt, doch es ist eine wunderbare Art zu leben! Ich habe schon früh bemerkt, dass der Unterschied zwischen einem Angler und einem "Angelstar" seine Zielstrebigkeit ist: Zielstrebig professionell zu sein, gute Arbeit abzuliefern, kommunikativ zu sein und ein gutes Image zu verkörpern. Da draußen gibt es viele gute Angler, doch ich werde nicht dafür bezahlt angeln zu gehen, sondern um zu unterhalten, zu inspirieren und Wissen zu vermitteln. Das zielstrebige Verfolgen dieser Dinge hat mich dorthin gebracht, wo ich heute bin.

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Der smarte Brite Matt Hayes ist vor allem als hervorragender Friedfischangler bekannt.

 

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Matt ist ein leidenschaftlicher Flussangler: Hier mit einer kapitalen Barbe.


CC: Soweit ich in Erfahrung bringen konnte, hast du ein Diplom in Rechtswissenschaften. Wie wurdest Du dann zu einem Vollzeit-Angeljournalist?

Matt: Das war mehr oder weniger ein Zufall. Nachdem ich eine Weile für die redaktionelle Umsetzung eines Specimen Hunting Clubmagazins verantwortlich war, habe ich meine ersten Beiträge für das eingestellte Magazin "Coarse Angling" und "Coarse Fisherman" verfasst. Kurz darauf sah ich mich dabei, eine Beitragsreihe in dem damals neuen Magazin "Improve Your Coarse Fishing" zu schreiben und gleichzeitig eine für die "Angling Times". Zunächst war ich für die Jungangler-Rubrik zuständig, habe aber dann angefangen größere Artikel zu verfassen. Ich muss dazu sagen, dass sich in dieser Zeit meine Leidenschaft zur Fotografie entwickelte, was meiner Karriere wirklich half. Fotos sind heute nämlich noch viel wichtiger in Angelmagazinen, als sie es damals waren.

CC: Auf den ersten Blick sieht deine Arbeit nach einem Traumjob aus. Die ganze Woche angeln! Bitte sage uns, dass es genauso harte Arbeit ist, wie alle anderen Jobs auch. Ansonsten werden einige unserer Leser nämlich morgen ihren Job kündigen und nur noch angeln gehen...

Matt: Es ist schon wahr, dass es ein Traumjob ist, doch nicht in der Weise, wie man sich das vorstellt. Lass mich das verdeutlichen: Keiner wird für's Angeln bezahlt. Das Leben funktioniert so nicht. Ich werde dafür bezahlt rauszugehen und einen Fernsehbeitrag zu drehen, eine DVD zu machen oder einen Angelartikel vorzubereiten. Es gibt da also einen großen Unterschied zwischen angeln gehen aus Spaß und einem Arbeitsprojekt. Zu viele Angler scheitern, wenn sie die Chance bekommen einen Fernsehbeitrag zu drehen oder eine DVD zu machen, weil sie denken, dass sie einfach nur angeln gehen müssten. Das ist einfach nur naiv. Kameraperspektiven auswählen, sich Zeit nehmen um Dinge ausführlich zu erklären, eine Story entwickeln: Das ist genauso wichtig wie Fische zu fangen. Die meisten Leute denken, dass mich beim Angeln ein magisches Auge begleitet und mich in Echtzeit aufnimmt. So funktionieren Angelfilme nicht.
Das Filmen ist dabei noch das größte Vergnügen. Hinzu kommen aber die vielen Besprechungen, das Schreiben der Texte, das Bearbeiten der Fotos und das Aktualisieren der Webseite. Zusätzlich betreibe ich noch die Winsnes Fly Fishing Lodge in Norwegen zusammen mit meiner Frau, Anne Marit.

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In den letzten Jahren hat er die Salmoniden für sich entdeckt...

 

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... und auch exotische Schuppenträger. Mittlerweile reist er für seine Filmbeiträge um die ganze Welt.


CC: Als Vollzeit-Angeljournalist ist es wichtig regelmäßig große Fische zu fangen. Wie gehst du mit diesem Druck um? Verdirbt dir das manchmal den Spaß am Angeln?

Matt: Ich denke, man muss eine gewisse Menge großer Fische fangen, um sich sozusagen die Sporen zu verdienen. Danach ist das nicht mehr so wichtig. Was wirklich zählt, ist die geforderte Leistung zu bringen, wenn man die großen Jobs bekommt. Heutzutage habe ich Fotografen, Journalisten und Kameraleute bei mir. Wenn ich dann keine Erfolge vorweisen kann und sich das öfters wiederholt, dann fängt die Arbeit an zäh zu werden. Ich lasse es nicht mehr zu, dass der Druck große Fische zu fangen mich verrückt macht. Ich habe erkannt, dass ich mittlerweile einen Status erreicht habe, wo ich mir das erlauben kann. Ich konzentriere mich nun mehr auf das Angelerlebnis und darauf, es in Bildern einzufangen. Das was ich tue liebe ich so sehr, dass ich möchte, dass andere Leute das Gleiche mit dem Hobby verbinden wie ich.
Insgesamt ist das Abkassieren mit den großen Fischen Bullshit. Jeder kann große Fische fangen, wenn er nur lange genug am Wasser ist. Die Angelmedien sind dafür verantwortlich, dass Können und pures Endergebnis vermischt werden. Nur weil man große Fisch fängt heißt das noch lange nicht, dass man ein besserer Angler ist als irgendein anderer - es heißt nur, dass man der Glückspilz ist. Das ist alles. Ich habe eine Weile gebraucht um das zu begreifen. Tatsache ist, dass egal wie groß deiner Meinung nach dein letzter Erfolg ist, irgendwer wird einen noch größeren Fisch fangen. Was ein großer Fisch vor 20 Jahren war, würde heute nicht mal einen Platz in den Top 100 erzielen. Und diese Aussage zählt nahezu für alle der beliebtesten Fischarten.
Ein schlauer Mann hat einmal gesagt: "Zunächst möchtest du die meisten Fische fangen, später die größten. Irgendwann, wenn du ein richtig guter Angler geworden bist, möchtest du Fische auf die schwierigste Weise fangen." Das sind die weisesten Worte, die meiner Meinung nach jemals über unser Hobby gesagt wurden.

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Den Friedfischen ist er weiterhin treu geblieben, auch wenn er es sich absichtlich schwer macht, wie beim Karpfenangeln mit der Fliege.


CC: Gibt es auch Zeiten, in denen du deine Kamera daheim lässt und ohne die Arbeit im Kopf einfach angeln gehst?

Matt: Ja, wann immer ich kann! Ich liebe es, einfach zum Spaß fischen zu gehen. Meistens gehe ich dann Fliegenfischen, da man dafür nur eine Rute, ein Netz und eine Fliegendose braucht. Das ist alles. Totale Freiheit. Keine Kameras. Fische mit der Fliege zu fangen ist die schwierigste aber auch befriedigendste Art des Angelns.

CC: Wäre es für dich interessant, deine Aktivitäten in Deutschland auszuweiten?

Matt: Sicherlich, doch die Kontakte wären hier wichtig. Ich würde auf jeden Fall gerne mehr Unterhaltungsprogramm in Deutschland machen, insbesondere Film und Fotografie. Ehrlich gesagt bin ich mir gar nicht darüber im Klaren, dass ich einen Bekanntheitsgrad in Deutschland habe. Ich fühle mich aber sehr geschmeichelt, wenn du das behauptest!

CC: Du hast eine sehr schöne Webseite, die unter www.matthayes.tv zu erreichen ist. Wie wichtig ist das Internet für deine Arbeit?

Matt: Es wird immer wichtiger. Hierüber bekommen wir fast die meisten Buchungen für unsere Angelhütte und es ist das beste Schaufenster, das man haben kann.

CC: Was war das Tollste und was das Schlimmste, was dir jemals bei deinen Dreharbeiten passiert ist?

Matt: Das ist schwierig. Ich denke, das Schlimmste waren einmal Promo-Aufnahmen für eine Angelserie. Discovery Channel hatte ein paar völlig bescheuerte Ideen für diese Werbefilme. Einige waren völlig geschmacklos. Wir sollten in Kostümen auftreten und irgendwelche blöden Sachen sagen.
Am besten war einfach die gesamte Arbeit mit Mick Brown. Wir sind sehr gute Freunde und ich mag seine Gesellschaft sehr.

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Das britische Dream-Team der Angelprofis: Matt Hayes mit seinem langjährigen Kamerad Mick Brown.


CC: Du hast schon einige gute Fische gefangen. Gibt es noch einen bestimmten Fisch auf den du es wirklich abgesehen hast?

Matt: Da gibt es natürlich einige! Ich würde gerne mal einen 8 Pfund Döbel fangen. Ich mochte es immer auf sie zu angeln. Ein wirklich großes Fluss-Rotauge wäre auch was. Ich spreche von Fischen über 1,4 Kilo (ich habe mal eines in einem See gefangen, aber noch nie in einem Fluss). Ich bin mittlerweile auch ein ziemlich ehrgeiziger Fliegenfischer. Ich würde gerne irgendwann eine wirklich große Bachforelle mit der Fliege fangen, ebenso einen Lachs von über 40 Pfund (bis über 30 Pfund habe ich es schon geschafft). Mich würde es auch reizen, einige große Saiblinge mit der Fliege zu fangen. In meinen Augen sind das wunderschöne Fische.

CC: Was können wir von Matt Hayes in der Zukunft erwarten - außer anhaltenden Erfolg? Gibt es schon irgendwelche Pläne in die du uns einweihen darfst?

Matt: Ich habe kürzlich erst eine neue Serie mit dem Titel "Wild Fisherman" beendet. Es ist eine Reihe von einstündigen Filmen aus Mosambik und Norwegen. Die Filme werden gerade bearbeitet und wir werden uns bald nach Sendern umsehen. Ich würde die Sendungen auch gerne in Deutschland zeigen, doch du müsstest mir noch die Sender nennen, die sie senden würden.
Nächstes Jahr starte ich eine neue Serie mit Mick Brown, die "One Last Cast" heißen wird. Das wird ein Spaß! Ich würde auch gerne ein wirklich dickes Buch mit meinen Fotos veröffentlichen. Ich liebe Fotobücher! Ich arbeite auch an einem Buch über Angelfotografie, dass eines Tages hoffentlich fertig sein wird.
Dann ist da natürlich noch meine Angelhütte. Ich betreibe ja eine Lachs- und Fliegenfischhütte in Norwegen mit meiner Frau. Wir haben eines der schönsten Lachsreviere in Europa. Gerade erst haben wir unsere Angelhütte um einen Fliegenfischer-Shop und eine Bar/Café mit dem Namen "Lax Cafe and Pub" erweitert. Deine Leser finden mehr Informationen unter www.winsnes.info

CC: Matt, vielen Dank für dieses interessante Interview! Hast du noch ein paar abschließende Worte für unsere Leser?

Matt: Nun ja, ich möchte mich dafür bedanken, dass ihr so viel Interesse an meiner Person habt. Wir haben regelmäßig deutsche Gäste in unserer Angelhütte und ich genieße jedes Mal deren Gesellschaft. Ich wusste, dass meine Sendungen in Deutschland ausgestrahlt werden, doch ich fühle mich geschmeichelt, dass sie mit solchem Interesse verfolgt werden. Danke!



Das Interview wurde geführt von Wolfgang Kalweit

Fotos: Mit freundlicher Genehmigung von Matt Hayes.